Eine Seefahrt die ist lustig - tatsächlich?

Um die Dimensionen, die hier
gemeint sind, noch zu verdeutlichen: Es geht um 17 Millionen Schiffscontainer,
die jährlich über die Meere transportiert werden; es geht auch um 140.000
Schiffsbewegungen pro Jahr auf der Nord- und Ostsee; letztlich sind auch die
Folgen der expandierenden Zahl der Kreuzfahrten mit allein in Europa 6,4
Millionen Reisenden (2014) von Bedeutung.
Woher kommt der Ruß an den Fenstern?
Wie in jedem anderen
Wirtschaftszweig geht es auch in der Seefahrt vor allem um eines: ums Geld. Das
ist allein noch nicht verwerflich, wenn damit nicht die nahezu völlige Ignoranz
der Reeder hinsichtlich der Schädlichkeit der durch ihre Schiffe ausgestoßenen
Abgase einherginge.
Egal, ob ein Seeschiff Menschen
oder Fracht an Bord hat, es verbraucht in jedem Fall riesige Mengen Treibstoff.
Ganz überwiegend wird hierfür Schweröl eingesetzt, das nichts anderes ist als
ein Abfallprodukt der Erdölindustrie. An Land darf sich kein Fahrzeug bewegen,
das hiermit betrieben wird. Auf hoher See darf der Schwefelanteil im Treibstoff
3,5 % betragen, im Pkw-Diesel sind nur 0,001 % erlaubt. Alles kein Problem,
weil doch das meiste auf hoher See in die Luft abgegeben wird? Ganz so einfach
ist die Sache leider nicht. Die Bewohner von Hafenstädten sind
selbstverständlich von den Emissionen, die die großen Pötte absondern, am meisten
betroffen: In Rostock-Warnemünde wenden sich immer mehr Bürger gegen die Verseuchung
ihrer Luft mit Stickoxiden, Schwefeloxiden, Feinstaub, Kohlendioxid und
Rußpartikeln. Aber auch auf der Insel Neuwerk, die inmitten des Nationalparks
Hamburgisches Wattenmeer liegt, können die Bewohner von Tagen berichten, an
denen sich bei ungünstigen Windverhältnissen eine schmierige dunkle Schicht auf
ihren Fensterscheiben absetzt. Messungen haben erwiesen, dass die toxischen
Abgaswolken der großen Schiffe je nach Wind- und Wettersituation Hunderte
Kilometer ins Landesinnere vordringen. Dabei stößt ein einzelnes Schiff so
viele Schadstoffe aus wie 300.000 Pkw. Kreuzfahrtschiffe haben aufgrund
ihrer aufwändigen Ausstattung, die es den Passagieren so komfortabel wie
möglich machen soll, den Energiebedarf einer mittelgroßen Stadt. Allein das
Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 4“ der TUI Cruises benötigt pro Tag 50 t
Schweröl. Ein Containerschiff benötigt bei voller Fahrt sogar täglich 300 t dieses Stoffs, der auf dem Festland als Sondermüll gelten würde.
Alle Fracht- und Kreuzfahrtschiffe sind jedes Jahr für den Ausstoß von 1.000.000.000 t CO2 verantwortlich. Damit liegen sie noch über den Emissionswerten des weltweiten Flugverkehrs.
Der renommierte schweizerische
Wissenschaftler Nino Künzli, der seit etlichen Jahren die Folgen von
Luftverschmutzung auf die Gesundheit erforscht, hält sogar eine Zahl bereit: Er
spricht von groben Schätzungen, die „von bis zu 100.000 Todesopfern pro Jahr […],
spezifisch aus der Schadstoffquelle Schifffahrt“ ausgehen.
Geht es auch anders?
Ja, das geht es. Schiffe könnten
vollständig auf Marine Diesel umstellen, so würden allerdings die
Treibstoffkosten um etwa ein Drittel steigen – das wären täglich pro Schiff
etwa 60.000 $ mehr. Kein Wunder, dass sich die Reeder da eher nicht begeistert
zeigen. Doch auf einigen wenigen Schifffahrtsrouten müssen sie sich darüber
etwas mehr Gedanken machen: Vor den Küsten Nordamerikas sind mit Schweröl
betriebene Schiffsmotoren nur mit einem Filter erlaubt. Seit 2015 gilt solch
eine Regelung auch für die Nord- und Ostsee. Sowohl für das Mittelmeer als auch
für alle anderen Meere gibt es keine Vorschriften dieser Art. Hier können
Schiffe ohne Einschränkungen mit Schweröl betrieben werden und benötigen weder
Filter noch Katalysatoren.
Allerdings darf in den Häfen der
EU während der Liegezeit, wenn ein Schiff mindestens zwei Stunden dort bleibt,
nur Schiffsdiesel eingesetzt werden. Einzelne Kreuzfahrtlinien wie die Colour
Line haben bereits Stromanschlüsse an Bord, um ihre Motoren während der Liegezeit
ausschalten zu können. Im Hamburger Hafen, der bereits jetzt zu den großen
Kreuzschifffahrthäfen gehört und seine Kapazitäten auf diesem Gebiet noch
weiter ausbauen will, ist jedoch kein Stromanschluss geplant. Hier soll
stattdessen eine gasbetriebene Schute installiert werden, die jedoch nur in der
Lage ist, einem einzigen Schiff Strom zu liefern. Die Reedereien der
Kreuzfahrtschiffe spüren, dass sie mit zunehmender Kritik konfrontiert sind.
Als Dreckschleuder verschrien zu sein passt nicht zu den Fotos von strahlend
weißen Kreuzfahrtschiffen in Hochglanzprospekten. Deshalb haben sie vereinzelt
reagiert: Von den zehn Schiffen der AIDA-Flotte sind vier mit einem Filter
(Scrubber) ausgerüstet, TUI Cruises hat zwei ihrer vier „Mein Schiff“ mit
Filtern ausgestattet, von 15 Kreuzfahrtschiffen der Reederei Costa haben fünf
einem Filter. Die Kreuzfahrtgesellschaft MSC hat allerdings bislang ganz auf den Einsatz
von Scrubbern verzichtet und will 2016 nur eines ihrer Schiffe damit ausrüsten.
Ist mit Verbesserungen zu rechnen?

Wird über Alternativen zu Schweröl nachgedacht?
Das Umschalten von Schweröl auf
Marine Diesel ist komplizierter als etwa das Schalten beim Auto von einem Gang
in den anderen. Im Gegensatz zu Marine Diesel muss Schweröl vor seinem Einsatz
auf 90-120 °C vorgeheizt werden, um eine ausreichende Viskosität zu erlangen.
Erfolgt der Abkühlungsprozess beim Umschalten auf Marine Diesel zu schnell,
kann dies technische Schäden verursachen. Deshalb machen sich einzelne Reeder
bereits über Alternativen Gedanken. Einige von ihnen wollen in den nächsten
Jahren Erfahrungen mit Flüssiggas (LNG) sammeln. Auch die Idee, künftig wieder
verstärkt die Segel zu setzen und die Windkraft zu nutzen, wird vereinzelt
verfolgt. Sie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen und hat derzeit einen deutlich idealistischen Charakter.
Quellennachweis
Schiffsbug: Petra Bork/pixelio
Kreuzfahrtschiff Queen Victoria: D. W. Kalina/pixelio.de
Das beeindruckende Schiff. Es ist schade, dass dies nicht auf der Stange gehen kann. Vor kurzem wurden wir in die Antarktis reisen. Worte können nicht vermitteln, wie viel alles ist atemberaubend. In der Nacht bedeckt die Stille wird alles unwirklich ruhig. Eine kontinuierliche Summen. Wenn plötzlich sind Sie daran interessiert, die Pole an einem schönen Schiff zu besuchen https://poseidonexpeditions.com/de/ships/.
AntwortenLöschenHallo Mr. Owens,
Löschenso ist das mit uns Menschen: Wir wollen uns alles ansehen und in die entlegendsten Winkel der Welt reisen. Doch Tatsache bleibt: Diese Mobilitätsfreude geht zulasten der Umwelt und des Klimaschutzes und freut allenfalls den Geldbeutel der Veranstalter. Niemand streitet ernsthaft ab, dass so eine Fahrt ins ewige Eis ein tolles Erlebnis ist; die Beeinflussung des Klimas durch Schiffsemissionen ist jedoch eine bewiesene Tatsache. Wovon also wollen Sie mich überzeugen?